Volker Döhne

Bildmodul

o.T. (Bunt), 1979 / 2019
Inkjet print
25 x 36 cm
Sprengel Museum Hannover, Schenkung des Künstlers

Zur Arbeit

Volker Döhnes Bilder aus der Reihe „Bunt“ entstanden 1979, noch während des Studiums des Künstlers, erhielten aber von seinem Lehrer Bernd Becher keine positive Resonanz und wurden infolgedessen auch bis 2015 nicht geprintet. Sie wirken heute, im digitalen Zeitalter, ausgefallen, weil sie antiquiert und gleichfalls wie manipuliert erscheinen. Die Farben sind teilweise so auffällig, dass sie nicht wahrhaftig erscheinen. Das hat der Künstler selbst erkannt: „Was damals nicht absehbar war: Es hat seither nie wieder ein so farbintensives Lackangebot in der Automobilindustrie gegeben, und auch die Modellformen sind durch sich wandelnde Entwurfskriterien so stark verändert worden, dass viele Betrachter die Aufnahmen für manipuliert halten.“ Das historisch veränderte Farbempfinden im Hinblick auf Autos, neben Gärten das zentrale Motiv dieser Reihe, ist zeitgeschichtlich auch durch eine öffentliche Debatte zur Sicherheit im Straßenverkehr in den sechziger und siebziger Jahren bedingt. In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema von Sicherheitsfarben erörtert, was zu einer Generation farbkräftiger Automobile führte, die längst vergangen ist.

Döhnes Fotos aus dieser Reihe verzichten auf Menschen, zeigen aber stets mehrere Autos. Sie sind nahezu immer seitlich oder gar quer stehend zu sehen, so dass eine räumliche Tiefe entsteht und zugleich die Vorstellung einer potentiellen Bewegung des fahrerlosen Autos nahegelegt wird. Der oben angesprochene artifizielle Charakter des Bildes fällt bei dem ausgewählten Beispiel besonders auf, da der Kontrast der Farbigkeit der Autos (und der Verkehrsschilder) zu dem gräulichen architektonischen Kontext (Parkplatz, Häuser) kaum stärker sein könnte.

CV

Der 1953 in Remscheid geborene, heute in Krefeld lebende Volker Döhne war einer der ersten Studenten von Bernd Becher, wurde aber erst in den letzten Jahren als bedeutender künstlerisch arbeitender Fotograf wahrgenommen. Ähnlich wie Thomas Struth oder Tata Ronkholz geht es ihm um die visuelle Analyse des urbanen Lebensraumes.

Einem jeweiligen Thema folgend durchstreift Döhne den urbanen Lebensraum und richtet seinen Blick auf die gestalterischen und architektonischen Formen dieser Zeit. Dementsprechend kommen in seinen frühen Schwarzweiß-Aufnahmen von urbanen Bauten Menschen kaum vor. Es sind vielmehr Hochhäuser, Läden, Straßen, Schornsteine, Kirchen oder Brücken, die seinem Interesse gelten. Insofern betreibt Döhne in bildlicher Manier soziologische Studien, fragt nach historischen Zusammenhängen und schärft die Wahrnehmung gegenüber dem alltäglichen Lebensraum. Angeregt durch Stephen Shore, aber durchaus gegen den Rat von Bernd Becher hat Döhne schon früh das Gestaltungsmittel der Farbe in eigenständiger Form eingesetzt, diese Bilder aber erst jüngst erstmalig veröffentlicht.

Nach seinem 1980 bei Bernd Becher als Meisterschüler abgeschlossenem Studium der Fotografie an der Kunstakademie in Düsseldorf, war Volker Döhne von 1980 bis 2018 als Fotograf und Gestalter an den Kunstmuseen Krefeld tätig und konnte dort 2018 auch eine Einzelausstellung zeigen. Seine Arbeiten waren u. a. auch im Zusammenhang der Ausstellung „Fotografien werden Bilder“ 2017 im Städel Museum, Frankfurt zu sehen.

Literatur

  • Catrin Lorch / Volker Döhne: Bunt. Farbige 1970er, Köln 2019
  • Volker Döhne, Limes. Grenzgänge eines Fotografen von Bonn bis Xanten, Köln 2018
  • Volker Döhne, Köln am Dom, Köln 2017
  • Volker Döhne, Gesichtspunkte, Oberhausen 1992