Die Frage wird immer wieder gestellt: Welches Buch soll ich lesen, wenn ich mich über die Geschichte der Fotografie informieren will?
Jeder Experte wird nun tief durchatmen – und dann vielleicht mit den Achseln zucken. Ja, natürlich, da gibt es die einschlägigen Bücher von Frizot, Kemp, Brauchitsch, Newhall oder die Bildbände des Museum of Modern Art, von Osborne und und und. Aber wirklich befriedigende Geschichten sind das nicht. Die Geschichtsschreiber tun sich heute schwer – und das obwohl die Fotografie fast hundert Jahre nach ihrer Erfindung in wunderbar (eigenartiger) Weise historisch „begriffen“ wurde: In dem mittlerweile legendären Essay „Kleine Geschichte der Photographie“ (1931) schien Walter Benjamin eine erste Antwort auf die Frage nach einem Überblick zu bieten. Nicht ganz ohne Tücken, aber immerhin: denn ohne dem Modell einer klassischen Chronologie zu folgen, kommt Benjamin in diesem wirkungsmächtigen Aufsatz in nicht gerade systematischer Form auf wichtige Kategorien und auch Positionen der frühen modernen Fotografie zu sprechen.