Sherrie Levine

Bildmodul

After Walker Evans, 1981
22 Gelatinesilber-Abzüge
42,8 x 52,8 x 3 cm
Museum Ludwig, Köln (Ankauf 2001)

© Sherrie Levine

Zur Arbeit

Wir sehen zunächst Bilder der Familie Burroughs des amerikanischen Fotografen Walker Evans, die jener im Rahmen seiner Tätigkeit für die Farm Security Administration (F.S.A.) produziert hat und die erheblich zu seinem Ruhm als einem Begründer des dokumentarischen Stils innerhalb der künstlerischen Fotografie beigetragen haben. Vor allem die Bildtitel belehren uns aber, dass sie nicht aus dem Jahr 1936 stammen, sondern mehrere Jahrzehnte später von der amerikanischen Künstlerin Sherrie Levine aus einem Ausstellungskatalog abfotografiert worden sind. In dieser radikalen, als solchen nämlich kaum erkennbaren Geste der Appropriation stellt Levine die institutionelle Musealisierung der Fotografie ebenso in Frage wie den Themenkomplex Autorschaft, Urheberrecht und Kunstmarkt. Das Foto ist kein nüchternes Dokument, es hat eine bestimmte gesellschaftliche, ökonomische und politische Funktion im Kunst-Diskurs. Levines Position steht somit für eine Selbstkritik der Fotografie.

In einer gewissen Übersteigerung ist dieser Ansatz von dem Amerikaner Michael Mandiberg fortgesetzt worden, da er auf einer eigens eingerichteten Homepage das Bildmaterial samt Zertifikat zum download anbietet: http://www.afterwalkerevans.com/

CV

Im Werk der amerikanischen Bildhauerin, Malerin und Fotografin Sherrie Levine (geb. 1947 in Hazleton, Pennsylvania) verkörpern sich zentrale Themen der postmodernen Kunst, so etwa Fragen der Originalität, Authentizität und Identität. Nicht von ungefähr war sie 1977 an der legendären Ausstellung des New Yorker Artists Space „Pictures“ vertreten. Aus diesem Grund wird Levine als eine der prominentesten Vertreterin der so genannten „Appropriation Art“ gesehen.

Neben der radikalen Infragestellung der Autorschaft in ihrer fotografischen Reihe „After…“ hat Levine auch das Modell des Readymade künstlerisch untersucht und anstelle von Alltagsgegenständen Kunstwerke benutzt. In unterschiedlichen Kunstformen thematisiert sie Fragen nach dem Kontext von Kunst und untersucht darin die Rolle der klassischen Moderne für das Selbstverständnis der Gegenwart.

Die heute in New York lebende Künstlerin zählt in USA zu den festen Größen der neueren Kunstgeschichte, was sich in diversen Einzelausstellungen im Whitney Museum, New York, dem Museum of Contemporary Art, Los Angeles, der Menil Collection, Houston, dem Neuen Museum Nürnberg oder den Kunstmuseen Krefeld niedergeschlagen hat. Levine ist von daher nicht nur in amerikanischen, sondern auch in großen europäsischen Sammlungen vertreten.

Literatur

  • Sherrie Levine: After All. Werke 1981 – 2016, (Ausst.-Kat.) Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg Neues Museum 2016
  • Howard Singerman, Art history – after Sherrie Levine, Berkeley 2012
  • Sherrie Levine: Mayhem, (Ausst.-Kat.) Whitney Museum of American Art, New York 2011