Barbara Kasten
Construct PC XI, 1982
Polacolor
60,96 x 50,8 cm
Arthena Art Foundation
© Künstlerin und Galerie Kadel Willborn, Düsseldorf
Zur Arbeit
Barbara Kastens koloristisch kontrastreich aufgeladenes Bild erinnert nicht von ungefähr an eine konstruktivistische Bildsprache, die durch eine mehr oder minder harmonische Komposition geometrischer Flächen charakterisiert ist. Recht schnell wird jedoch erkennbar, dass es sich zwar um eine gezielte Anspielung, jedoch zugleich auch um die Betonung einer abweichenden, nämlich eigenständig fotografischen Bildsprache handelt.
Kasten hat in dieser um 1980 entstandenen Bildreihe ein Arrangement von beleuchteten Flächen und Durchblicken arrangiert, das sein geometrisches Muster aus einer besonderen Ansicht auf die tatsächlich dreidimensionale Inszenierung gewinnt. Nicht zuletzt die schwarzen Linien offenbaren, dass es sich hier um eine Anordnung hängender Platten handelt, deren filigraner Mittelpunkt ein hängender Pendel ist. Er ist das deutlich gegenständliche Element in diesem ausschnitthaften barocken Bildraum, der in Verbindung mit dem Stellenwert der Farbigkeit auch Zeugnis von der künstlerischen Herkunft Kastens als einer ausgebildeten Malerin und Bildhauerin ist, die anschließend von ihrem besonderen Interesse an einer „interdisziplinären Performance“ gesprochen hat. Im Stile einer Bühnenbildnerin hat die Künstlerin eine gleichermaßen gegenständliches wie abstraktes Gebilde geschaffen, dessen fotografisches Bild ständig zwischen zwei- und dreidimensionaler Sichtweise umschlägt.
CV
Die 1936 in Chicago (Ill.) und noch heute dort ansässige Barbara Kasten ist zwar in Europa noch weniger bekannt, zählt aber seit den siebziger Jahren zu den wichtigsten amerikanischen Fotografinnen, die sich konsequent mit der Frage nach dem Raum und der Realität des Fotografischen auseinandergesetzt haben.
Ihre Bilder scheinen auf den ersten Blick an konstruktivistische Vorbilder zu erinnern, zielen tatsächlich jedoch auf die Frage nach dem Verhältnis von abstrakter Bild-Autonomie und der Unentrinnbarkeit des fotografischen Realitäts-Bezuges. Wie eine Bildhauerin inszeniert Kasten einen farbigen Bildraum und stellt zugleich eine Spannung zwischen einer flächigen Geometrie und dreidimensionalen Gebilden her. Besonders die auffällige Farbigkeit setzt die ausgebildete Malerin für ihre menschenleeren und selbstbezüglichen Bühnen-Arrangements ein, die spätestens seit den achtziger Jahren auf die Bildkonstruktionen eines James Casebere oder Thomas Demand hinzuweisen scheinen, sich aber immer auch dem Dialog mit abstrakter Malerei aussetzen.
Homepage: http://barbarakasten.net
Literatur
Barbara Kasten – Stages, hrsg. v. Alex Klein, (Ausst.-Kat.) Institute of Contemporary Art, University of Pennsylvania u.a.O. 2015