Giuseppe Penone

Bildmodul

Rovesciare i propri occhi (To Turn Upside Down Your Own Eyes), 1970
SW-Fotografie,
39,5 x 29,5 cm
Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Sammlung Marzona

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Zur Arbeit

Penone setzt in seiner Kunst in den siebziger Jahren oft seinen Körper als Material ein. In diesem Zusammenhang entstanden 1970 auch eine ganze Reihe von Fotos mit dem Titel „Rovesciare i propri occhi“. Wie zentral diese Arbeit für ihn ist, bezeugt u.a. auch der Umstand, dass seine 2004 erstmals in deutscher Sprache publizierten Schriften eben diesen Titel tragen. Er macht darin immer wieder darauf aufmerksam, dass unser Wissen über die Welt letztendlich von der physischen Sensibilität herrührt.

In einer Zeit als Kontaktlinsen noch längst nicht zum Set alltäglicher Produkte zählte, zeigen die Fotografien dieser Serie den Künstler mit verspiegelten Kontaktlinsen. Die klassische Idee des Auges als eines Spiegels der Seele wird dabei ebenso negiert wie eine Kontaktaufnahme mit dem Betrachter, der stattdessen ja nun sich selbst sehen sollte. Der Künstler erscheint wie blind und nur ein extrem detaillierter Blick enthüllt den Kontext der Bildentstehung (Straßenszene). Die aus der Umkehrung der Augen resultierende Verweigerung des Blicks ist ebenso unheimlich wie intellektuell irritierend.

CV

Der italienische Künstler Giuseppe Penone (geb. 1947 in Garessio, Piemont) ist alles andere als ein klassischer Fotograf, sondern vielmehr als Bildhauer bekannt. Schon seit Beginn seiner Karriere wurde er mit einer Gruppierung von Künstlern in Verbindung gebracht, die unter dem Namen „Arte Povera“ bekannt wurde.

Penone hat dabei schwerpunktmäßig das Verständnis von Skulptur durch das Zusammenspiel von Körper, Natur und Kunst unter dem Horizont der Industriegesellschaft erforscht und erweitert. Anstatt die beiden Faktoren als Gegensätze zu verstehen, sieht er die Sphären der Kultur und der Natur unzertrennbar miteinander verbunden. In stilistischer Hinsicht erscheint sein Werk als eine poetische Erweiterung des Post-Minimalismus, wobei besonders die medienübergreifende Perspektive seines Ansatzes, der eben auch das Medium der Fotografie nutzt, von besonderem Interesse ist.

Der in Turin ansässige Künstler hatte zahlreiche internationale Einzelausstellungen, u.a. im Centre Pompidou, Paris, im Kunstmuseum Bonn, im Museo d’Arte Moderna di Bologna, Toyota Municipal Museum of Art, Japan und im Kunstmuseum Winterthur, und war auf diversen Großausstellungen wie z.B. der Documenta 5, 7, 8 und 13 zu sehen.

Literatur

  • Giuseppe Penone: Scultura, (Ausst.-Kat.) MaRT, Rovereto 2016
  • Giuseppe Penone – Regards croisés, (Ausst.-Kat.) Musée cantonal des Beaux-arts / Lausanne 2015
  • Germano Celant u.a., Giuseppe Penone: The hidden life within, London 2013
  • Laurent Busine (Hrsg.), Giuseppe Penone, Brüssel 2012