Jörg Sasse

Bildmodul

3502 (1995)
C-Print
36 x 54 cm
Privatsammlung

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Zur Arbeit

Ein weißes Haus mit einem dunklen Eingang und einem grell roten Dach in einer sehr reduzierten Landschaft, in der vorne links, knapp über einem grauen Streifen (eine Leitplanke?) undeutlich zwei Figuren erkennbar sind. – So oder ähnlich könnte eine knappe Beschreibung dieses kleinen, motivisch extrem reduzierten Bildes von Jörg Sasse lauten, das schon oft ausgestellt worden ist und auch das Cover-Motiv seines Ausstellungskataloges Köln/Zürich bildet.

Aber mit dieser Beschreibung sind wir auch schon in die „Falle des Wissens“ getappt, denn wir glauben eben dies nur zu sehen; was wir tatsächlich sehen ist eine unpräzise Pixelstruktur, die Resultat der digitalen Bearbeitung eines gefundenen Fotos ist. Das Bild ist konstruiert – ähnlich wie das Gebäude, das wir darauf erkennen möchten, das aber realiter nicht existiert und so die Frage nach der Authentizität der Fotografie provoziert. Sasse versteht das Foto als ein reines Sichtbarkeitsangebot, nicht als Abbild und insofern zählt dieses frühe Bild aus der Reihe der digital bearbeiteten Tableaus zu einem Programmbild der neueren Fotografie.

CV

Der 1962 in Bad Salzuflen geborene Jörg Sasse hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, zählt aber aufgrund seiner unkonventionellen Bildsprache keineswegs zur Gruppe jener Fotografen, die man gerne der dokumentarischen Tradition der „Becher-Schule“ zurechnet.

Ähnlich wie Thomas Ruff arbeitet er seit ca. 1990 mit digitalen Mitteln und beschäftigt sich zugleich mit Phänomenen der Alltagskultur, in dem er fotografische Nachlässe aufkauft oder mit Hilfe mittelformatiger Kameras Alltägliches fotografisch skizziert und anschließend am Computer bearbeitet. In dieser Manier gelangen Sasses Fotos in eine Nähe zur Malerei. Er ist also kein purer Fotograf, sondern lockert die Grenzen des Mediums in Richtung auf eine allgemeine Frage nach dem Bild. In Sasses Bild-Wirklichkeit wird die Differenz von realer und fingierter Welt somit in sich aufgehoben. Die Gleichzeitigkeit von „Dokumentarischem“ und „Pikturalem“ reflektiert hierbei den der Fotografie gewöhnlich anhaftenden Zwang des Wiedererkennens. Gleichzeitig bringt sie das Bild als eine gesteigerte, von der Materialität der Farbe entledigte, reine Sichtbarkeit zur Anschauung.
Sasse hat u.a. in der Kunsthalle Zürich, im Musée de Grenoble, Kunstmuseum Bonn, dem Kunstverein Hannover, der Kunsthalle Bremen, Museum Kunst Palast, Düsseldorf und der Kunsthalle Bielefeld ausgestellt und lebt heute in Brandenburg.

Homepage: www.c42.de

Literatur

  • Serendipity. Vom Glück des Findes: Niklas Luhmann, Ulrich Rückriem, Jörg Sasse, hrsg. v. Friedrich Meschede, (Ausst.-Kat.) Kunsthalle Bielefeld 2015
  • Jörg Sasse : Tableaus und Skizzen 2004/2005, (Ausst.-Kat.) Kunstmuseum Bonn / Kunstverein Hannover 2005
  • Jörg Sasse – Arbeiten am Bild. Photographien von 1980 bis 2001, (Ausst.-Kat.) Kunsthalle Bremen 2001
  • Jörg Sasse: Was man übrigens sehr selten sieht, sind Schwarzweißfotos von Erdbeeren, (Ausst.-Kat.) Kölnischer Kunstverein / Kunsthalle Zürich 1996