Gottfried Jäger

Bildmodul

Zwischen, durch
Fotopapierarbeit, XI, 1986 (Version 8, 1996)
2 USP, geschnitten, montiert
24 x 30 cm

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018; Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

Zur Arbeit

Das Foto ist ein Objekt – selbst wenn es vielfach als ein Fenster zur oder ein Spiegel der Welt verstanden wird, also als eine letztlich transparente Form seine Bildlichkeit aufhebt. Gottfried Jäger hingegen insistiert auf der konkreten Realität des Bildes, indem er zwei Fotopapiere übereinanderlegt, schneidet und knickt. Wir sehen eine simple materielle Konstellation von zwei verschobenen Fotopapieren, die eine doch sehr rätselhafte anschauliche Komplexität ausbildet und zugleich das rechteckige Format und dessen vermeintliche Zweidimensionalität verlassen hat.

Verweist dieses Foto aber nicht doch auf eine äußere Realität, eine ikonische Referenz? – Nein, was wir sehen ist das, was vor unseren Augen ist. Das Bild ist Produkt eines nachvollziehbaren Prozesses einer manuellen Gestaltung, die auf die Kamera verzichtet hat. Dass es sich hier um ein Unikat handelt, wenngleich um den Bestandteil einer Reihe von ähnlichen Bildern, bedarf keiner langen Ausführungen. Jäger, der auch als Theoretiker prominent geworden ist, führt uns hier eine nicht mehr nur abstrakte, nicht nur konkrete, sondern eine generative Fotografie vor, die eine radikale Absage an das herkömmliche Verständnis des fotografischen Bildes verkörpert.

CV

Der Fotograf und Theoretiker Gottfried Jäger (*1937 in Burg bei Magdeburg) ist – neben Otto Steinert und den Bechers – wohl der wichtigste Vertreter der deutschen Fotografie der Nachkriegszeit und war als Professor an der Fachhochschule Bielefeld zugleich ein einflussreicher Lehrer.

In Anknüpfung an die avantgardistischen Ansätze der Moderne und gleichzeitiger Kritik subjektivistischer und dokumentarischer Ansätze entwickelt Jäger seit den sechziger Jahren eine Position, die sich von der abstrakten über die konkrete zur generativen Fotografie ausweitete. In Ablehnung einer indexikalischen Funktion des Bildes strebt er nach einer Fotografie der Fotografie, einem sich selbst zeigenden Bild, das keine Spur einer anderen Realität ist. Jäger hat seine (spät-)modernen Haltungen vielfach als Autor (siehe seine gesammelten Schriften „Abstrakte, konkrete und generative Fotografie“, hrsg. von Bernd Stiegler, München 2016) und Referent deutlich zum Ausdruck gebracht.

Der heute in Bielefeld ansässige Fotograf ist in vielen internationalen Sammlungen vertreten und kann auf Einzelausstellungen in der Galerie Clarissa, Hannover (1967), der werkstatt für Fotografie Berlin (1979), der Galerie Teutloff, Bielefeld (2000) oder dem Kunstverein Bad Nauheim (2012) u.a.O. zurückblicken.

Homepage: http://www.gottfried-jaeger.de

Literatur

  • Gottfried Jäger, Abstrakte, konkrete und generative Fotografie, hrsg. v. Bernd Stiegler, Paderborn 2016
  • Gottfried Jäger, Enno Kaufhold (Hrsg.), Die Bielefelder Schule: Fotokunst im Kontext, Heidelberg / Berlin 2014
  • Gottfried Jäger: Fotografie als generatives System. Bilder und Texte 1960 – 2007, hrsg. v. Andreas Beaugrand, Bielefeld 2007