Gottfried Jäger

Bildmodul

Belichtungsreihe
Fotopapierarbeit VII, 1983
20-teilig, je ca. 20 x 4 cm

© VG Bild-Kunst, Bonn 2018; Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

Zur Arbeit

Wie schon mit seiner vergleichsweise haptischen Arbeit „Zwischen, durch“ ist der Bielefelder Fotograf Gottfried Jäger auch mit seiner 20-teiligen Belichtungsreihe von Fotopapieren dem weiten gefassten, vielgestaltigen Begriff der „Abstraktion“ zugeordnet – auch wenn er selbst den Begriff der „generativen Fotografie“ bevorzugt. Doch auch unterläuft er das gewöhnliche Verständnis des fotografischen Bildes zugunsten einer abbildlosen, selbstbezüglichen Arbeit, die in ihrer Einfachheit verblüfft. Es handelt sich um 20 hochrechteckige Fotopapiere unterschiedlicher Breite, auf deren Rückseiten die jeweilige Belichtungszeit notiert ist. Sie steigt ungleichmäßig an, folgt also keinem strengen System, ist aber durch diese Angaben potentiell wiederholbar und dementsprechend nicht Produkt eines künstlerischen „Genies“.

Jägers Arbeit ist vor dem Hintergrund einer seriellen Fotografie zu sehen, die – in Fortsetzung der Momentfotografie von Eadweard Muybridge (1830-1904) – gerade in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine Renaissance erfahren hat. In jener seriellen Fotografie steht die Dokumentation von Veränderungen im Mittelpunkt, was auch bei Jäger der Fall ist. Doch zeigt sie hier nichts anderes als das zentrale Element des Mediums: das Licht. Der erzählerische Rest, den diese Arbeit verkörpert, verweist auf den unterschiedlich langen Vorgang der Belichtung.

CV

Der Fotograf und Theoretiker Gottfried Jäger (*1937 in Burg bei Magdeburg) ist – neben Otto Steinert und den Bechers – wohl der wichtigste Vertreter der deutschen Fotografie der Nachkriegszeit und war als Professor an der Fachhochschule Bielefeld zugleich ein einflussreicher Lehrer.

In Anknüpfung an die avantgardistischen Ansätze der Moderne und gleichzeitiger Kritik subjektivistischer und dokumentarischer Ansätze entwickelt Jäger seit den sechziger Jahren eine Position, die sich von der abstrakten über die konkrete zur generativen Fotografie ausweitete. In Ablehnung einer indexikalischen Funktion des Bildes strebt er nach einer Fotografie der Fotografie, einem sich selbst zeigenden Bild, das keine Spur einer anderen Realität ist. Jäger hat seine (spät-)modernen Haltungen vielfach als Autor (siehe seine gesammelten Schriften „Abstrakte, konkrete und generative Fotografie“, hrsg. von Bernd Stiegler, München 2016) und Referent deutlich zum Ausdruck gebracht.

Der heute in Bielefeld ansässige Fotograf ist in vielen internationalen Sammlungen vertreten und kann auf Einzelausstellungen in der Galerie Clarissa, Hannover (1967), der werkstatt für Fotografie Berlin (1979), der Galerie Teutloff, Bielefeld (2000) oder dem Kunstverein Bad Nauheim (2012) u.a.O. zurückblicken.

Homepage: http://www.gottfried-jaeger.de

Literatur

  • Gottfried Jäger, Abstrakte, konkrete und generative Fotografie, hrsg. v. Bernd Stiegler, Paderborn 2016
  • Gottfried Jäger, Enno Kaufhold (Hrsg.), Die Bielefelder Schule: Fotokunst im Kontext, Heidelberg / Berlin 2014
  • Gottfried Jäger: Fotografie als generatives System. Bilder und Texte 1960 – 2007, hrsg. v. Andreas Beaugrand, Bielefeld 2007