Christopher Muller

Bildmodul

Regrets, 1994
C-Print
18 x 40 cm

Zur Arbeit

Sieben kleine, banale Gegenstände befinden sich auf einer leicht glänzenden grauen Fensterbank. Den Hintergrund bildet der untere Teil eines dunkelbraunen Fensterrahmens. Es ist keine aufregende Szene, denn hier wird eher etwas Gewöhnliches präsentiert. Man kann den Eindruck gewinnen, als sei man gerade in einen (privaten) Raum gekommen und würde die Dinge so vorfinden. Doch es handelt sich keineswegs um einen Schnappschuss. Denn auf den zweiten Blick erkennt man, dass die Dinge sorgfältig inszeniert und in einer wohl komponierten Abfolge nebeneinander aufgereiht sind. Im Bild von Christopher Muller erscheinen sie in Lebensgröße und so ist es auch kein Wunder, dass dieses frühe Bild des Düsseldorfer Fotografen auch vergleichsweise klein ist.

Ausgehend von den Stecknadeln in der kleinen, aufgeklappten Plastikbox, auf der wohl nicht von ungefähr die Aufschrift „Kosmos“ in Spiegelschrift und auf dem Kopf stehend zu lesen ist, folgt das Auge einem komplexen Bildaufbau, die zur Entdeckung formaler Korrespondenzen auffordert, die ihrerseits zu unspektakulären Kurzgeschichten Anlass geben können. Stets eröffnen sich neue Zusammenhänge, die zwischen einer inszenierten und einer nicht-ästhetischen, einer „realen“ Wirklichkeit changieren. Mullers Haltung ist die einer Parteinahme für die Dinge. Im gleichen Maße aber reflektiert er auch auf die Individualität des Menschen, wenn er ausführt: “Der Vorgang des Betrachtens spiegelt Momente der Selbstwahrnehmung wieder – da der emotionale Gehalt zwangsläufig mit den Reaktionen und Projektionen des Betrachters verbunden ist.”

CV

Der deutsch-englische Fotograf Christopher Muller (* 1966 in Stade, lebt in Düsseldorf) wurde in den 1990er Jahren zunächst für seine Stillleben bekannt, doch mit den Jahren hat sich auch die Beschäftigung mit dem Genre des Porträts, der Landschaft und der Form der Collage langsam, wie er sagt „in mein fotografisches Werk und meine Malerei eingeschlichen“.

In Anknüpfung an die Tradition der klassischen Malerei handelt es sich bei den Fotografien von Muller stets um Einzelbilder, nicht um Reihen oder gar Serien. Wichtig ist ferner die jeweilige Bild-Größe, insofern seine Fotos die gezeigten Gegenstände in annähernder Lebensgröße zeigen. Dadurch gewinnen die Dinge eine illusionistische Präsenz; sie scheinen von realer Gegenwart, wozu sich der Abbildcharakter der Fotografie bestens eignet. Doch geht es hier nicht um ein banales Abbild. Mullers lang erdachte fotografische Inszenierungen alltäglicher Gegenstände fokussieren sich stets auf das Beziehungsgefüge und um das sich daraus entwickelnde psychische Potential der Objekte. Er bedient sich dabei gewöhnlichen, bisweilen sogar trivialen Gegenständen, die jedermann bekannt sind. In Zuge einer gleichermaßen geduldigen wie aktiven Betrachtung bilden sich neue formale Konstellationen aus, die ihrerseits zu unspektakulären Kurzgeschichten Anlass geben können, da sich stets neue Zusammenhänge eröffnen, die zwischen einer inszenierten und einer nicht-ästhetischen, einer “realen” Wirklichkeit changieren. Formale Charakteristika und individuelle Assoziationen legen hier ein erzählerisches Moment des Bildes frei.

Christopher Muller, der auch als Lehrer an der Folkwang Universität der Künste in Essen tätig ist, hat sein Werk in Einzelausstellungen, u. a. im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, dem Kunstverein Freiburg, Kunstmuseum Bonn, dem Sprengel Museum Hannover und der Villa Merkel in Esslingen gezeigt.

Literatur

  • Christopher Muller: Looking pictures, Nürnberg 2010
  • Christopher Muller: Seeing things, Nürnberg 2002