Adrian Sauer

Bildmodul

16.777.216 Farben, 2010
C-Print
125 x 476 cm
Leihgabe des Künstlers, courtesy Klemm’s, Berlin

Zur Arbeit

Warum dieses Bild im Kontext des Begriffes „Farbe“ auftaucht, erschließt sich nicht unmittelbar –denn es handelt sich um ein sehr breites Foto, das aus der Entfernung (und wohl auch auf dem Computer-Bildschirm) einfach nur grau erscheint. Erst bei einer Annäherung zergliedert es sich in tausende kleine Farbquadrate, um genau zu sein: in 16.777.216. Adrian Sauers Ansatz ist also nicht in der Tradition einer koloristischen Farb-Fotografie zu verorten. Farbe ist bei ihm ein Element bei der visuellen Untersuchung verschiedener medialer Formen im digitalen Zeitalter. Welche Frage bei diesem Bild im Mittelpunkt steht, hat der Künstler selbst wie folgt erläutert: „Dass es bei der zunehmenden Digitalisierung um Kontrolle geht, wurde mir zuerst in technischer Hinsicht bewusst. Für die Fotografie bedeutet das, jede Farbe des verwendeten Farbspektrums exakt benennen und jedes Pixel des Bildes einzeln manipulieren zu können. Aus der Kombination dieser Möglichkeiten entstand die Arbeit 16.777.216 Farben. Sie enthält jede Farbe, die mit heutiger Technik darstellbar ist, genau ein Mal.“ (aus: (Mis-)Understanding Photography, (Ausst.-Kat.) Museum Folkwang Essen/Fotomuseum Winterthur 2014, S. 36 f.; vgl. ausführlicher: www.adriansauer.de/arbeiten/16-m)

Das Spektrum des Möglichen, das diese Arbeit enthüllt, entspricht nicht dem Bewusstsein einer real existierenden Vielfalt, derer wir uns als Betrachtende bislang bewusstgeworden sind. Und selbst Kunstinteressierte, die sich erinnern mögen an das 2007 vollendete Fenster des Kölner Doms mit seinen 11.500 Quadraten, die aber aus nur 72 Farben resultieren, erleben in Anbetracht von Sauers Bild eine Form der Überforderung. Man mag sich daher fragen, ob die Digitalisierung wirklich, wie so oft behauptet wird, wirklich mit einer Nivellierung der Erfahrung einhergeht. Eine andere, viel grundsätzlichere Frage wäre jene, ob die Arbeit von Adrian Sauer überhaupt noch zur Gattung der Fotografie zu zählen ist. Vielleicht ist die Antwort darauf aber auch mittlerweile uninteressant…

CV

Adrian Sauer (*1976 in Berlin) studierte von 1997 bis 2003 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und schloss sein Studium als Meisterschüler von Timm Rautert ab. Seitdem untersucht er konsequent das Medium der Fotografie auf seine unterschiedlichen Elemente und Funktionen.

Gerade nach dem „digitalen Umbruch“ (in) der Fotografie, hat Sauer in verschiedenen Formen die künstlerischen Möglichkeiten des Mediums reflektiert und dementsprechend auch die Grenzen des herkömmlichen Verständnisses derselben mehrfach thematisiert. Es liegt auf der Hand, dass seine Bilder deshalb auf der motivischen Ebene keine Wiedererkennbarkeit ihres Urhebers erlauben. Die analytische Konsequenz seines Ansatzes geht deshalb mit einer Vielfalt der Motive und Gattungen einher.

Adrian Sauers Arbeiten wurden in mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Er hat diverse Stipendien erhalten und ist in den Sammlungen des Folkwang Museum Essen, dem Museum der bildenden Künste Leipzig, der DZ Bank Frankfurt, der Albright Knox Gallery in Buffalo (NY) u. a. m. vertreten. Er lebt und arbeitet in Leipzig.

www.adriansauer.de

Literatur

  • Adrian Sauer – Spektren, (Ausst.-Kat.) Museum im Kleihues-Bau, Kornwestheim 2019
  • Adrian Sauer: 16.777.216 Farben (Farben, Arbeiten, Material), 3 Bde, Leipzig 2009
  • Adrian Sauer: Rohbau/Atelier, hrsg. v. Klemm’s Berlin, Köln 2008