Christopher Williams

Bildmodul

TecTake Luxus Strandkorb grau/weiß, Model no.: 400636, Material: wood/plastic, Dimensions (height/width/depth): 154 cm × 116 cm × 77 cm, Weight: 49 kg, Manufactured by Ningbo Jin Mao Import & Export Co., Ltd. Ningbo, Zhejiang, China for TecTake GmbH, Igersheim, Germany, Model: Zimra Geurts, Playboy Netherlands Playmate of the Year 2012, Studio Rhein Verlag, Düsseldorf, February 1, 2013, (Zimra stretching), 2013
Silbergelatineabzug
86,0 × 94,9 × 3,8 cm
Galerie Gisela Capitain, Köln

© Christopher Williams, Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover

Zur Arbeit

Bei Christopher Williams Bildern handelt es sich zumeist um Fotografien mit nur langsam sich offenbarenden Referenzen, die eine vorgebliche Unschuld des Sichtbaren subtil unterwandern. Das ist in diesem Fall fast schon etwas anders, da es sich hier um ein vergleichsweise provokatives Motiv handelt: Wie uns der extrem lange Titel zumindest teilweise erläutert, präsentiert das niederländische Playmate des Jahres 2012 in demonstrativer Manier ihre Brüste. Ist das eine platte Befriedigung oder die Karikatur der voyeuristischen (männlichen) Gier nach sexuellen Motiven, die in der Aktfotografie allgegenwärtig sind?

Das Foto eines Strandkorbes mit einer barbusigen lachenden Frau, das im rechten Bildteil von einem auffälligen Schriftzug überdeckt wird, entpuppt sich spätestens beim zweiten Blick als extrem inszeniert, entdeckt man doch im Hintergrund Instrumente eines Foto-Studios. Wie bei Williams üblich geht es hier um die Auseinandersetzung mit einer Form konventioneller Magazinfotografie, bei welche der Künstler in konzeptueller Manier auf die eigene fotografische Tätigkeit verzichtet. Wie im Titel angedeutet, arrangiert er lediglich das Szenario und lässt dann fotografieren. Das dargestellte Individuum steht dabei keineswegs im Mittelpunkt, wie er ausführt: „Generell interessiere ich mich eher für ein Sujet, das einen Typus verkörpert, als für ein Individuum.“ Obwohl man in dem Foto durchaus eine feministische Haltung erkennen mag, ist dies vielleicht gar nicht einmal die primäre Intention des konzeptuellen Analytikers Williams.

CV

Der 1956 in Los Angeles geborene Christopher Williams zählt seit den achtziger Jahren zu den Grenzgängern zwischen USA und Europa. Heute bezeichnenderweise in Köln und Chicago lebend hat sich der konzeptuelle Künstler sehr früh mit deutschen Künstlern ausgetauscht und die kalifornische wie auch die europäische Kunst- und Kulturszene aufgesogen und mit beeinflusst.

Der Professor für Fotografie an der Kunstakademie Düsseldorf steht für eine extrem analytische Auseinandersetzung mit dem Medium. Ausgangspunkt ist oft die Frage nach den normativen Bedeutungs- und Ordnungssysteme, die durch die unterschiedlichen Funktionsweisen des Mediums hervorgebracht werden. In diesem Sinne erscheinen die Motive seiner kühl wirkenden Fotografien oftmals lapidar (Autos, Kinder, Möbel, Dinge etc.). Gerade dadurch wird aber ein Raum für die Reflexion der ungeheuer präzise dargestellten Objekte unserer westlichen Konsumgesellschaft eröffnet. Erkennbar wird hier, dass Williams die vermeintliche Unschuld des Fotos sehr subtil unterwandert. In den inszenierten Bildern mit den demonstrativ langen Titeln setzt er sich mit verschiedenen Formen konventioneller Magazin- oder Werbefotografie und verzichtet in konzeptueller Manier auf die eigene fotografische Tätigkeit – Williams arrangiert das Szenario und lässt dann fotografieren.

Der vielfach in Kooperation mit anderen Künstlern aktive Fotograf hat größere Einzelausstellungen u.a. im Art Institute Chicago, dem Museum of Modern Art, New York, der Whitechapel Gallery, London, der Kunsthalle Zürich, der Kunsthalle Baden-Baden, dem Kunstverein Braunschweig und in der Kestnergesellschaft Hannover gehabt und ist in vielen internationalen Sammlungen vertreten.

Literatur

  • Christopher Williams: Normative Models, (Ausst.-Kat.) Kestnergesellschaft Hannover 2018
  • Christopher Williams: The Production Line of Happiness, (Ausst.-Kat.) Art Institute of Chicago u.a.O. 2014
  • Christopher Williams: For Example: Dix-Huit Leçons Sur La Société Industrielle (Revision 11), (Ausst.-Kat.) Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 2010
  • Christopher Williams: Archäologie Beaux Arts Ethnography Theatre-Verité, (Ausst.-Kat.) Contemporary Art Gallery, Vancouver 2005